Texte / in Zeichen, Zeilen, Spalten geflossene Gedanken / über Kunst und die Welt //

zB : Ausstellungs-Einführungen / Kataloge & Publikationen / Werktexte / Pressetexte / Rezensionen

Außerdem : Anschreiben / Beschreibungen von Werkideen / Führungen

} Ausstellungs-Einführungen (Auswahl)

überSCHNEIDUNGEN / Rathaus Stuttgart / 2014

Ausstellung überSCHNEIDUNGEN / Aslimay Altay-Göney, Inge Koch, Fiene Scharp, Astrid Schindler, 29.10.2014 / Rathaus Stuttgart

überSCHNEIDUNGEN lautet der wunderbar doppeldeutige Titel dieser Ausstellung. Wenn man spaßeshalber Google nach diesem Begriff befragt, dann stößt man auf eine funkelnde Ausgeburt abendländischer Bürokratie: Das Formular zur Meldung von Überschneidungen. Das Rathaus als Hort der städtischen Ordnung bietet dafür einen allzu passenden, wenn auch nicht ganz ironiefreien Rahmen. Ordnung ist aber das Stichwort, das an dieser Stelle relevant wird. Das Überschneiden im Sinne von Überkreuzen bedeutet häufig, das Formular beweist es, einen Unruhezustand in der gegebenen Ordnung, den es im Alltag zu vermeiden gilt. In der Kunst hingegen herrscht ein ganz eigener Relativismus vor bei dem Ordnung und Unordnung eine neue, oftmals unscharfe Wertigkeit erfahren.

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Martin Sigmund / Rathaus Gügglingen / 2014

Ausstellung Martin Sigmund „Im Wandel“ / 21.09.2014 / Rathaus Güglingen

Fotografie begegnet uns heutzutage allerorten. Jeder kann mit seinem Smartphone zum eigenen Weltchronisten werden und wirklich jeder hat einen Cousin, Neffen, Schwager, der Hobbyfotograf ist und die Hochzeit, Taufe, Familie viel billiger fotografieren kann. Man könnte sogar so weit gehen und zumindest unserer westlichen Zivilisation den evolutionstheoretischen Stempel „Homo fotograficus“ aufdrücken. Denn es sind Bilder, die unser Bild prägen von Gesellschaft, Politik und Wandel. Bilder haben Macht, Bilder unterliegen einer Inflation, Bilder sind Alltag, Bilder sind Kunst, ... Sie merken, es gibt kaum etwas Widersprüchlicheres als die Philosophie zur Fotografie.

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Renate Liebel / GEDOK / 2013

Ausstellung Renate Liebel „Neonbotanik“ / GEDOK Galerie / 08.02.2013

Essigbäume können fluoreszieren, haben Sie das gewusst?

Diese Frage hat uns Renate Liebel zur Einstimmung bereits vorab auf der Einladungskarte gestellt und es ist tatsächlich ein kaum bekanntes Kuriosum, dass das Holz des Essigbaums unter UV-Licht ein starkes neongelbes Leuchten zeigt, wobei die Farbe sogar variieren kann. Der Essigbaum entpuppt sich also als NEONBOTANIK, so der Titel dieser Ausstellung, in ihrer natürlichsten und reinsten Form. Nun gehen aber die Begriffe Neon und Botanik außer bei diesem Ausnahmebaum eigentlich so gar nicht reibungslos zusammen. Stattdessen prallt in dieser Wortkreation der Künstlerin die elegant natürliche Schönheit der Flora auf die grell artifizielle Signalwirkung der Neonfarbe, in der das natürliche Edelgas Neon nur mehr als ferne Reminiszenz mitschwingt.

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Anke Eilergerhard / Gedok / 2012

Ausstellung Anke Eilergerhard „Kitchenplastics“ / Gedok Galerie Stuttgart / 04.05.2012

Die erstaunlichen Skulpturen von Anke Eilergerhard entstammen dem eigentlich recht kunstfernen Reich der Küche und sie verschleiern ihre Herkunft aus diesem trivialen Kontext auch keineswegs. Nein, sie tauchen geradewegs lustvoll ein in diesen klischeebeladenen Ort, an dem sich Tradition neben Geschlechterkampf, Geschmacksverirrung neben Funktionalität tummelt.

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} Kataloge & Publikationen (Auswahl & Auszüge)

Michael Brynntrup / Jesusbriefe

Die Jesusbriefe von Michael Brynntrup. In: Michael Brynntrup: Jesus – Der Film – Das Buch. Vorwerk 8 Berlin, 2014. S. 311 ff.

Die Jesusbriefe von Michael Brynntrup / „Ich sende Ihnen einen Gedanken zu. Bitte denken sie ihn weiter“, was ist das nur für ein funkelnder, verlockender, anregender Postkartengruß des Mail-Art-Altmeisters  Robert Rehfeldt! Aufgreifen und Weiterdenken lautet die Devise, Anknüpfen, Kooperieren, originell sein. Dieser künstlerische Ansatz schwirrt auch durch die Jesusbriefe  von Michael Brynntrup, die dieser während der Dauer seines JESUSFILM-Projekts an die beteiligten Filmemacher geschickt hat: Die Jesus-Film-Idee Weiterdenken, aber Selbermachen! Was dann schlussendlich filmisch in den einzelnen Episoden sprießt, ist die reine höhere künstlerische Gewalt. Und damit wären wir auch beim Thema.

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Daniel Beerstecher / Die Sehnsucht des Wanderers

Daniel Beerstecher: Die Sehnsucht des Wanderers als Topos zeitgenössischer Kunst. In: Ausst.-Kat. „Skulptur ist, wenn...“, Hg. Kunsthalle Göppingen, Kunstverein Willhelmshöhe Ettlingen e.V., 2013. S. 21ff.

„Bei Tage und in der Nacht denkt meine Seele nur an die schönen, hellen Gegenden, die mir in allen Träumen erscheinen und mich rufen.[...] So mancher reist hin und kommt zurück und weiß dann nicht, wo er gewesen ist und was er gesehen hat, denn keiner liebt so innig das Land mit seiner einheimischen Kunst.“ So beschrieben 1796 W.H. Wackenroder und Ludwig Tieck ihre Sehsucht nach den Kunstschätzen Italiens. „Wenn ich unterwegs bin, bin ich glücklich“, schreibt Daniel Beerstecher 2011 über sich selbst.
Es scheinen Korrespondenzen auf zwischen diesen beiden frühen Romantikern und dem jungen zeitgenössischen Künstler: Die Sehnsucht nach der Ferne markiert den Ausgangspunkt für den künstlerischen Schaffensprozess und der Umgang mit diesem emotionalen Aspekt ist von Ehrlichkeit geprägt.

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Elaine Sturtevant / Eigensinn der Wiederholung

Ausst.-Kat. „Gnadenlos. Künstlerinnen und das Komische“. Hg. Städtische Museen Heilbronn. Wienand Verlag, Köln, 2012, div. Artikel

Elaine Sturtevant / Eigensinn der Wiederholung / „Ach, ein Beuys“, das ist der erste Gedanke, wenn man die Fotografie La rivoluzione siamo Noi erblickt.  Sujet und künstlerische Handschrift sind unverkennbar. Joseph Beuys selbst ist in Lebensgröße auf der Fotografie abgelichtet, den obligatorischen Filzhut tief in die Stirn gezogen,  die Kleidung erzählt von Unterwegssein. Entschlossen schreitet er auf den Betrachter zu, das Bild ist ganz Handlung, ganz Ausdruck seiner zupackenden Tatkraft. Kunst, das ist keine bildungsbürgerliche Erquickung, Kunst ist Revolution, die Revolution, das sind wir, so sagt es der Titel. Die Fotografie vor Augen spult der Betrachter ganz automatisch sein Wissen über Beuys ab.

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Karin Brosa / Nachtschicht

Ausst.-Kat. Karin Brosa „Nachtschicht. Malerei 2008-2011“ / ...dass der Wind hindurchfährt – zu den Gemälden von Karin Brosa

In den Gemälden von Karin Brosa offenbart sich eine Welt, die einen Schrittweit neben der Realität steht. Dabei ist ihr Personal eng verbunden mit dem Alltag, ja mit der Gewöhnlichkeit der Welt. Da finden sich und tummeln sich als wiederkehrende motivische Konstanten Goldfischgläser und Kuhglocken, Jägerhochstände und Spielgeräte und dazwischen immer wieder Menschen. Menschen im Wald, Menschen im Karussell, Menschen im Raum. Aber dieses illustre Ensemble ist – weltverloren und traumvergessen – nicht mit den Maßstäben menschlicher Gewohnheit messbar. Sie alle sind aus ihrer eigentlichen Welt gefallen, ihrer eigenen Funktion enthoben, sind uneigentlich entkontextualisiert. Das Vertrautsein mit Brosas Figuren einerseits und die Unvertrautheit ihres Auftauchens andererseits verschieben die gemalten Situationen ins Absurde.

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Peter Stohler / Tomograph / 2009

Peter Stohler. Tomograph. Künstlerinnen im Gespräch. Herausgegeben von Winfried Stürzl und Vivien Moskaliuk. Arnoldsche Stuttgart, 2009.

TOMOGRAPH vereint Interviews des Schweizer Kunstwissenschaftlers und Kurators Peter Stohler mit fünf Künstlerinnen, die heute aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in ihren Heimatländern leben.

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} Werktexte (Auswahl)

Helmut Dietz / Payback

Helmut Dietz: Payback, Pumpe, Wasser, Intervention, 2011

Die Arbeit entstand im Rahmen von Utopia Parkway, einem Ausstellungsprojekt, das ein zum Abriss bestimmtes Stuttgarter Areal bespielte.

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Justyna Koeke / Grzesiek huj

Justyna Koeke: Grzesiek huj („Gregor Schwanz“), Performance / Work in Progress, Krakau, 2010.

Auf die Frage hin, was für ihn Vulgarität bedeutet hat ein neunjähriger polnischer Junge die Figur des Grzesiek huj entworfen.

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Justyna Koeke / Gesamtwerk

Justyna Koeke: Gesamtwerk

Die Performances von Justyna Koeke entfalten ihre Wirkung auf zwei gegensätzlichen Ebenen. Sie aktivieren einerseits einen Gedankenfluss, indem sie gezielt urbane Entwicklungen anhand bestimmter Themenkomplexe wie Gentrifizierung und Globalisierung, Stadtwachstum und Naturschutz reflektieren. Und sie rühren andererseits an tiefen, oftmals unterdrückten und bisweilen „unzivilisierten“ Emotionen. Kunst dient der in Polen geborenen Künstlerin nicht als Selbstzweck, sondern sie soll anstoßen, anregen und – physisch wie psychisch – bewegen. Daher beruhen ihre Aktionen auf Bildern und Situationen, die aus dem Betrachter geradezu eine Reaktion herauskitzeln.

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} Pressetexte (Auswahl)

Josh von Staudach / Die Stützen der Gesellschaft

Josh von Staudach: Die Stützen der Gesellschaft, 2013

In seiner 2012/2013 entstandenen Serie „Die Stützen der Gesellschaft“ erforscht Josh von Staudach die experimentellen Möglichkeiten der Panoramafotografie. Was er fotografiert, sind die Fundamente der Baustellen von Einkaufszentren bei Nacht. Was man sieht, ist ein filigranes, abstrakt anmutendes Geflecht vertikaler Strahlen und horizontaler Flächen, das sich in malerischer Transparenz aufzulösen scheint. Die Diskrepanz zwischen Motiv und Erscheinungsbild könnte größer kaum sein.

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Pressearbeit / refugio e.V. Stuttgart

Pressearbeit refugio e.V. Stuttgart / Jubiläum und Ausstellung / Juni 2013 / Auszug Pressetext


refugio Stuttgart, das psychosoziale Zentrum für traumatisierte Flüchtlinge e.V. blickt in diesem Jahr auf sein zehnjähriges Bestehen zurück. Zu diesem Anlass wird vom 11.6. – 28.6. im Haus der Katholischen Kirche in Stuttgart die Ausstellung „Wunden – Narben – Wege“ mit Fotografien von Martin Sigmund und einem Begleitprogramm stattfinden.
Der Stuttgarter Fotograf Martin Sigmund zeigt drei Fotoserien, die sich auf drei unterschiedlichen Ebenen der Lebenswelt von Flüchtlingen in Stuttgart annähern: [...]

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Martin Sigmund / So da

Martin Sigmund: o.T., aus der Serie So da, 2011

Fast erhaben stehen die Brücken in der Landschaft, still und isoliert wie Kathedralen. Sie sind an kein Verkehrsnetz angeschlossen und das wird wohl noch eine Weile so bleiben. Fehlkalkulationen der „Wahn AG“ (s. ZEIT vom 13.01.2011) führten dazu, dass einige Brücken und Teilstrecken für die neue Schnellfahrtstrecke zwischen Nürnberg und Erfurt wahrscheinlich saniert werden müssen, bevor sie überhaupt das erste Mal befahren worden sind. Der Volksmund nennt sie „So-da“-Brücken, weil sie einfach so da stehen.

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Interventionsraum / Byung Chul Kim

Interventionsraum: EXP 13. Byung Chul Kim, Vernissage 18.09.2008

Kunstaktion in der Marienstraße: Ab der kommenden Woche wird im Schaufenster der Zoohandlung Schreiter in der Stuttgarter Marienstraße ein adretter, koreanischer Künstler sitzen und sich selbst zum Verkauf anbieten. Als Haustier. Ein eigener Zweibeiner zum Schnäppchenpreis von nur 1.200 €! Wer mehr über seine Eigenheiten und seine ARTgerechte Haltung erfahren will, muss sich mit dem vis á vis gelegenen Interventionsraum in Verbindung setzen. Wer mehr über Byung Chul Kim als Künstler erfahren will, sollte sich die Vernissage am 18. September ebendort nicht entgehen lassen.

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} Rezensionen (Auswahl)

Schwäbische Post / 05.09.2013

Schwäbische Post / 05.09.2013

Rezension „Mehr Blick“ / Über die Unwägbarkeiten von Reisen und Beziehungen / von Vivien Sigmund

“Eine Reise ist wie eine Ehe: Die sicherste Art zu scheitern ist zu glauben, man habe sie fest im Griff.” Was John Steinbeck so herrlich trocken formulierte, entpuppt sich auch im Buch „Mehr Blick“ von Diana Wieser als der kreative Meersand, aus dem die 14 funkelnd literarischen Luftschlösser des Kurzgeschichtenbandes gebaut sind. Die Unwägbarkeiten von Beziehungen im Stadium des Unterwegsseins werden in diesem Debüt der jungen Autorin von allen Seiten leichtfüßig sommerlich durchleuchtet und der zarte schwarze Humor kratzt dabei am hehren Reiseglücksgefühl wie die obligatorischen Sandkörnchen in der Badehose. Man muss indes nicht annehmen, dass zu Beziehungen zwingend zwei gehören und dass für eine abenteuerliche Reise das Haus in jedem Fall verlassen werden muss.

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Schwäbische Post / 06.06.2005

Schwäbische Post / 06.06.2005

AUSSTELLUNG II / "Macht und Alltag" eröffnet den 5. Kunst- und Kultursommer auf Schloss Untergröningen

Das Leben, die Liebe, der Hass und der Tod - alles rot / Kies knirscht unter den Füßen der Vernissagebesucher, wenn sie den Schlosshof von Untergröningen betreten. Stilettos versinken im Steinbett, der Glanz roten Nagellacks wird milde abgepudert durch den leisen Steinstaub. Der rote Teppich in Mythos, Macht und Alltag bleibt allein der Kunst vorbehalten an diesem Samstag.

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Schwäbische Post / 27.05.2003

Schwäbische Post / 27.05.2003

Wie Erlebnisgeiger mit Plausch und Bogen Wirkungstreffer erzielen / "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten?" oder einfach "Wie es euch gefällt". Johannes Grützke ist Maler, durchschaubar, Erlebnisgeiger,unüberhörbar, und Poet, ganz ungereimt. Und was er am Sonntag häppchenweise auf dem Koenigsweg verstreute, war wohl ein Gesamtkunstwerk. Irgendwie.

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